Schamanismus -
Interpretationen und die Definition der Welt
Jeden Tag, jeden Moment definieren wir uns und unsere Sicht der Welt und
bauen fleißig an dem Haus das wir ICH nennen.
Da gibt es schöne stabile Wände, die viel tragen können.
Helle lichtdurchflutete Räume voller Klarheit, gemütliche Nischen mit weichen Kissen,
in die wir uns zurückziehen können wenn wir Ruhe brauchen oder Entspannung suchen.
Aber es gibt auch dunkle Kellerräume, Kammern mit Gerümpel und Ecken,
in denen geheime Dinge der Vergessenheit übergeben wurden.
Auch baufällige, einsturzgefährdete Teile, die wir notdürftig stützen und flicken, damit sie nicht zusammenbrechen.
Stetig wird weitergebaut, umgebaut und repariert und immer wieder
erzählen wir von unserem Haus, beschreiben es.
Ich bin der Meinung das.., Ich mag dieses und jenes..., verabscheue, hasse oder
denke so oder anders über dieses und jenes.
Wie ein Bauarbeiter, der sein ganzes Leben damit verbringt zu werkeln und
zu basteln und darüber die Welt um sich herum vergisst.
In unserer Arbeit mit Klienten ist es wichtig sich stets an seine Verantwortung
dem Klienten gegenüber zu erinnern.
Unsere Arbeit an unserem Haus ruhen zu lassen.
Auch sollten wir nicht vergessen, dass wir nur die Öffner der Pforten sind,
durch welche die Geister treten um mit uns als Assistenten Gutes zu tun,
Unterstützung und Hilfe zu bringen.
In diesem Zusammenhang betone ich auf jedem Schamanismus Seminar wie wichtig es ist uns mit
Interpretationen zurück zu halten, sie dem Klienten selbst zu überlassen.
Doch ist der Drang stark und manchmal übermächtig, sich selbst auszudrücken,
sich hervorzuheben, etwas "kluges" beizusteuern.
Nehmen wir ein Beispiel um den Nebel zu vertreiben,
der es uns erlaubt dieses oder jenes für "nicht so wichtig" zu deklarieren.
In unserem Haus haben wir womöglich in einigen Räumen vergitterte Fenster und Türen.
Wir wissen oder ahnen, dass diese Räume schreckliche Erinnerungen beherbergen und
das diese Räume stellvertretend für Unfreiheiten in unserem Leben stehen,
dass verschiedene schreckliche Erlebnisse, an sich gute Eigenschaften dort festgesetzt haben,
uns verboten haben diese frei entfalten zu dürfen.
Wir sind in einer Sitzung mit einem Klienten und auf unserer Reise finden wir ihn in solch einem Raum.
Verwirrt und erschrocken kehren wir zurück und berichten dem Klienten,
dass er eingesperrt ist, dass er unfrei und in seiner Lebenskraft gehemmt ist.
Wir haben die Bilder unserer Reise mit unserem Haus in Zusammenhang gebracht, haben sie interpretiert. Nun könnte es ja sein, dass der Klient ein sehr offener Mensch ist,
jemand dessen übersprudelnde Lebensfreude keine Grenzen kennt und
dessen Probleme genau daraus resultieren, da er immer wieder mit übergriffen von
Außen zu tun hat und nicht weiß was los ist.
Er merkt nur, dass er ständig in Situationen hineinmanövriert wird, die er eigentlich meiden würde.
Hätten wir ihm das Bild der vergitterten Fenster und Türen, frei von unserem Empfinden präsentiert,
so hätte er daraus vielleicht die Erkenntnis gewonnen Grenzen zu setzen.
Es hätte ihm helfen können, sein Innerstes zu schützen und zu bewahren.
Solche Beispiele sind natürlich schwierig, da jeder dem man sie gibt, sie wiederum für sich interpretiert.
Zur Sicherheit ein weiteres Beispiel:
Auf unserem Arbeitsplatz mach das Gerücht die Runde, dass in Zukunft
mehr Aufträge kommen und wir mehr Arbeit schaffen müssen.
Es ist uns ohnehin schon zu viel und als wir auf unserer Reise für unseren Klienten
einen Mann sehen, der einen schweren Sack mit sich herum trägt, steigt Verzweiflung in uns auf.
Dementsprechend fatalistisch berichten wir unserem Klienten von dem Gesehenen.
Dieser hat aber andere Sorgen.
Ihm fehlt es an Geld und er betet täglich für mehr Wohlstand.
Für ihn wäre das Bild eines Mannes, der einen schweren Sack
auf dem Rücken trägt vielleicht ein Segen.
Er würde erleichtert den Weg nach Hause antreten, die Gewissheit mit sich führend,
dass seine Gebete erhört wurden und womöglich war es
genau das was die Geister ihm sagen wollten.
Man sieht also, wie fatal es unter Umständen sein kann,
während der Arbeit mit Klienten an unserem Haus zu bauen.
Wie wichtig es ist sich seiner Verantwortung dem Klienten gegenüber bewusst zu sein.
Wie wichtig es ist sich leer zu machen, damit Platz ist für Unbekanntes und Ungeahntes.
Es ist unwichtig was der Klient von uns hält, wir machen was nötig ist,
denn wir sind dem Klienten verpflichtet.
Wir tun, was unsere Trance braucht, denn die Trance schiebt das Ego beiseite.
In ihr ist nur Platz für die Wahrheit.
Sie ist frei von allem was war, ist und sein könnte.
1 Comment
seit ich der empfehlung folge (durch ein Seminar mit Olaf) nicht mehr zu interpretieren und nicht mehr „gut sein zu wollen“ – sondern ein wahrer, neutraler Kanal f