Abschlusszeremonie mit überraschender Wendung
ein Beitrag von Sybille
Es stand ein grosses Ritual an, um sich von schon längst Überfälligem zu Trennen.
Einen Schlusspunkt zu setzten.
Formalitäten auf dem Amt, ein zwischenmenschlicher Abschied auf Augenhöhe und ein Ritual sollte den Prozess begleiten.
Diesen Auftrag habe ich von meiner Trommel erhalten.
Auf den Schamanismus-Seminaren hatte ich gelernt, dass dabei ein Cord Cutting und Feuer Ritual hilfreich ist.
Also Materialien gesammelt zum Verbrennen und Transformieren.
Mittwoch war ein guter Tag für Ritual morgens und Abschied abends.
Der Regen sollte ab 9 Uhr aufhören um an meinen Platz in den Wald zu gehen.
Aber der Regen nieselte sich ein.
Um 10 Uhr sollte es dann laut neuer Vorhersage gut sein.
Der Weg in den Wald ist aus der Stadt doch länger und ich habe mich im Nieselregen auf den Weg gemacht.
An meinem Platz im Dickicht angekommen nieselte es noch.
Ich hatte einen kleinen Feuerteller dabei. Die ersten Gaben angezündet,
der Rauch tat gut und alles was ich mit hatte verband sich im Rauch und Räuchern und wurde angekommen.
Aber es verbrannte nicht, wollte nicht brennen, so wie ich es mir ausgedacht hatte,
um die Asche dann mitzunehmen und im Garten als Dünger auszutragen.
So ein Mist.
Es wurde immer mehr auf dem Teller.
Das Feuerzeug war irgendwann leer, ich wurde klamm und kalt.
Die Streichhölzer machten den Haufen immer größer.
Ich habe geschimpft und war nicht zufrieden.
Mir wurde klar, das klappt heute so nicht.
Nach Jahrzehnten wollte ich alles doch einfach in einem Feuer loswerden und es lodern sehen.
Ich wollte meinen Plan durchziehen. Zwischendrin gelang eine Pause des Wollens,
ein nochmaliges Aussprechen meines Anliegens an die Geister und die Welt.
Dann kam endlich Ruhe und Kraft und Sehen und Spüren.
Der Regen war das Ritual.
Es geschah wie wir so sagen „von alleine“, wenn wir es sehen und spüren.
So bin ich am Ende frohen Mutes und leichten Fusses heimgezogen, patschnass.
In dem Glas in dem vorher das zu Brennende war habe ich Regenwasser gesammelt,
das Unverbrannte trocknet jetzt wieder auf der Fensterbank und erinnert mich daran
eine passende Feuerschale für zu Hause zu besorgen.
Das Ritual sollte ein Kontrapunkt zu meiner Nottaufe zuhause auf dem Esszimmertisch meiner Eltern sein. Keine Wunder, dass Regen hier mir gut tut. …may the beauty of the rain wash away your pain.
1 Comment
wie schön und liebevoll!
Danke fürs Teilen!