Orte der Kraft
Wenn wir uns gerne auf Wanderschaft begeben, durch die Natur streifen, begegnen einem oftmals Orte mit besonderem Flair.
Im Schamanismus achten wir auf die Rufe der Welt um uns herum, aber auch augenscheinliche Besonderheiten,
wie ein Stein, ein Baum, ein Wasserfall oder ähnliches, ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Sie lassen uns Innehalten, unsere Sinne öffnen sich und wir tauchen ein in die Kraft des Ortes.
Meist sind wir nicht die Einzigen, die zu diesem Ort gezogen werden und wurden.
Besondere Orte haben eine lange Geschichte.
Meine Reisen
Ich habe viele Jahre damit versüßt mit der Suche nach besonderen Plätzen, sogenannte Orte der Kraft.
Die meisten trugen Zeichen die erkennen ließen, dass die jeweilige Kraft auch von anderen Besuchern erfahren wurde.
Da waren Kreise und Muster aus Stein gelegt, abgebrannte Kerzen mit Opfergaben, Gebetsbäume,
eben Spuren von Menschen, die diesen Ort besucht, entdeckt oder dort verweilt hatten.
Häufig wurden solche Plätze schon eine sehr lange Zeit besucht und ihre Kraft wurde schon von
unseren Vorfahren genutzt und meist lohnt es sich Informationen darüber zu bekommen.
Archäologische Funde sind meist im Landesmuseum gelandet, aber oft werden Replikate im Dorfmuseum oder
einem Infohäuschen mit weiteren Informationen zu der Geschichte des Ortes ausgestellt.
Aber auch andere Besucher werden von den Besonderheiten eines solchen Platzes angezogen.
Ameisen, Hornissen, Wildtiere und auch Pflanzen finden zu solchen Plätzen und siedeln sich dort an (wenn man sie lässt).
Die Art der Kraft dieser Orte kann dabei ganz unterschiedlich sein.
Oft sind es die Begebenheiten, wie die Art des Untergrunds, die für die besondere Kraft verantwortlich sind.
So hat z.B. Wasser, Vulkangestein, Quarz und Metall ob unterirdisch oder oberirdisch stets
eine besondere Wirkung auf uns Menschen.
Diese kann positiv, negativ oder auch beides für uns sein, je nach Dauer des Aufenthalts.
Solch ein Kraftplatz kann auch etwas persönliches sein, ein Ort den wir teils instinktiv besuchen,
wenn wir nachdenken müssen, wenn wir Trost suchen oder einfach nur Ruhe.
Viele Arten der Kraft
Im Schamanismus kennen wir viele Arten der Kraft.
Es gibt heilende, erdende, wissende, ruhige, kreative, schützende, anregende, bewusstseinsverändernde, gebende Plätze.
Plätze mit Toren, mit Geistern, mit Hütern und Ahnen.
Es gibt sie aber auch mit Wunden, Flüchen, Verbrechen und blutgetränkter Erde.
Meist spürt etwas in uns die Qualität lange bevor unser Verstand es erfasst und wir finden uns wieder,
vorsichtig heranschleichend oder tollkühn herum kraxelnd.
Ich habe mal gehört, dass unsere Seelen sich nicht nur die Eltern aussuchen, sondern auch den Untergrund.
So kann der Ort an dem wir sein möchten mit dem Bedürfnis unseres Wesens
nach einem entsprechenden Untergrund wechseln.
Ein Freund, eigentlich kein sehr spiritueller Mensch, hat seinen Ort in einem Kalender gefunden.
Der Kalender zeigte Bilder von Kraftplätzen auf der ganzen Welt und er pickt
sich den einzigsten Ort in Deutschland heraus.
Dabei gab es in diesem Kalender auch Bilder von Orten aus seinem Heimatland.
Sein Drang diesen Ort zu besuchen war so stark, dass wir noch in der selben Nacht aufbrachen
um den Platz zu besuchen.
Ein anderer Freund fand seinen Ort als Kind in einem Bildband und es brauchte etwas über 25 Jahre
bis er es schaffte diesen zu besuchen.
Ein Erlebnis, dass für ihn nachher nicht in Worte zu fassen war.
Ein Kraftplatz muss nicht auffallend oder groß sein
Es gibt große aber auch ganz kleine Orte der Kraft. Orte so groß und kraftvoll, dass sie uns zu erdrücken scheinen und
wir sie in mehreren Durchgängen erkunden wollen und Örtchen, die mit einem Schritt übergangen sind.
Manchmal sind diese Plätze auf geheimnisvolle Weise mit uns verbunden. Ich kenne einen solchen Ort.
Als ich, auf einem Schamanismus - Seminar mit Sandra Ingerman, eine Seele
von mir zurückbekommen hatte war ich später oft dort.
Es ergab sich bei einem dieser Besuche, dass auch der Ort einen Teil seiner Lebenskraft zurück erhielt und
so heilten wir gemeinsam und stützten uns gegenseitig.
Seelenrückholungen wirken oft in allen Ebenen und so kam es, dass drei Tage nach der Heimkehr der Seele dieses Ortes,
einem alten Steinbruch, die ansässige Gemeinde wegen des Grundwasserschutzes denselben wieder auffüllte.
Der Ort bekam die Erde wieder, die ihm einst entnommen wurde.
Diese war vor dem Zugang zum Steinbruch aufgehäuft worden und wurde nun mit schwerem Gerät zurückgebracht.
Ich war damals häufig dort und der Lärm und der Trubel bei den Arbeiten spiegelte meine eigenen Prozesse.
Dieser gemeinsame Weg zur „Ganzwerdung“ hat uns noch tiefer verbunden und
es entstand ein besonderes Verständnis für einander.
Tiefer blicken
Der Schamanismus gibt uns die Möglichkeit tiefer zu blicken, direkt mit dem Ort in Verbindung zu treten.
Jedoch gibt es dabei das eine und andere zu beachten.
Zum einen sind die Reisen zu einem Kraftplatz meist Reisen in der Mittelwelt und wie wir wissen,
sollten wir bei Mittelweltreisen besondere Vorsicht walten lassen.
Wie bei allen schamanischen Handlungen ist es bei Reisen in die Mittelwelt besonders wichtig,
unsere Helfer bei uns zu haben und während der Reise auf ihr Verhalten zu achten.
Bleiben sie gelassen und unbekümmert besteht kein Grund zur Sorge.
Im Zweifelsfall können wir ihren Rat einholen.
Außerdem ist zu beachten, dass uns immer das begegnet, was im Zusammenhang
mit unserer Tätigkeit zum Tragen kommt.
Wenn ich z.B. als Parkranger arbeite brauche ich mich nicht zu wundern wenn mich jemand anspricht um
mir von einem Waldbrand zu erzählen und zu erwarten, dass ich etwas dagegen unternehme.
So wird auch der Ort, wenn er denn Hilfe benötigt, sich an uns wenden und uns sich evtl. in einer Art offenbaren,
die uns tieferen Einblick in die Ursachen seines Leides geben kann.
Wenn wir z.B. eine Reise an einem ehemaligen Richtplatz machen und dieser Ort durch seine Vergangenheit belastet ist,
kann es uns passieren, dass wir uns auf unserer Reise in der Zeit und Situation wiederfinden,
welche für die Belastung des Ortes ursächlich war.
Dann bekommen wir zu unserem Wunsch mehr über einen Ort zu erfahren noch etwas Arbeit und
Übung mit dem Versuch ihm zu helfen.
Auch eigene Prozesse können in Gang gesetzt werden, eben weil es der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort ist oder
wir oder etwas in uns mit dem Ort in Resonanz tritt.
Das heißt nicht, dass wir uns vor jeglicher schamanischer Arbeit sorgen müssen,
mit Schmerz und Leid konfrontiert zu werden.
Damit rechnen sollten wir aber.
Ganz ohne Schubladen
Ich habe vor Jahren an mir gearbeitet um die Welt um mich herum so sehen zu können wie sie ist.
Ohne die Interpretationen meines Verstandes wollte ich die Welt wahrnehmen und es gelang mir auch.
Da erschien mir ein Ort als ein Gemisch aus Farbe und Bewegung.
ich habe viel Zeit darauf verwendet herauszufinden welche Farben und welche Muster welche Bedeutungen haben.
Letztlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Interpretationen meines Verstandes völlig ausreichend sind
und mir stets offenbaren worauf es ankommt.
Durch die schamanische Arbeit wird unsere Aufmerksamkeit geschult und unsere Sinne entwickeln sich mehr und mehr.
So reicht meist unser erster Eindruck um das Wesen eines Ortes zu erkennen und
wir wissen sehr bald welche Art von Zeremonien oder schamanischer Arbeit an diesen Ort passen und gefördert werden.
Es gibt viele Orte der Kraft und viele ähneln einander und doch sind sie einzigartig.
Wie wir einen Platz empfinden hängt viel von dem ab, was wir zum Zeitpunkt der Berührung sind.
Eine Resonanz ist zu spüren und es entsteht ein Austausch, der für beide Seiten förderlich ist.
Deshalb ist es gut solche Orte zu (be)suchen, mit ihnen zu sein und zu arbeiten. Häufig entsteht dabei eine Freundschaft für´s Leben.