Zeremonien und Rituale
Zeremonien und Rituale sind heute belächelt oder in Vergessenheit geraten.
In den ersten Jahren mit den Geistern haben diese mich viele Zeremonien machen lassen.
Sie regten auch an eine Pfeife zu bauen und lehrten mich eine Zeremonie mit der Pfeife.
Ab dem Tag, da die Pfeife fertig war, weckten Sie mich, nicht täglich, sondern in unregelmäßigen Abständen.
Immer ein- bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang.
Kaum war ich wach, hatte ich ein Bild.
Ein Bild von einem, mir bekannten, Ort, meist auf einem Berg oder Hügel gelegen und mir war klar,
dass es nun dieser Berg sein sollte, auf dem ich die Zeremonie halten durfte.
Dann quälte ich mich aus dem Bett. Packte meine Sachen und machte mich auf den Weg.
Meist mit dem Auto,
da die ausgesuchten Berge meist eine halbe bis ganze Fahrstunde entfernt lagen.
Dabei nahmen Sie keine Rücksicht darauf, wann ich, am Abend zuvor, ins Bett gefallen war.
Also fuhr ich zu besagtem Berg und schleppte mich nach oben.
Einmal, im Winter bei -18 C°, war ich auf einem Berg mit dem Namen Koppe und
machte, zitternd vor Kälte, meine Zeremonie.
Da ich irgendwo gehört hatte, dass Wasser, welches bei einer Sonnenaufgangszeremonie von
der aufgehenden Sonne bestrahlt wird, Heilkräfte erwirbt, hatte ich stets welches dabei.
An diesem Tag war mein Heilwasser, während der Zeremonie, eingefroren.
Es waren harte, aber unglaublich kraftvolle, mit wunderschönen Momenten, gespickte Jahre.
In dieser Zeit lernte ich, unter anderem, dass Zeremonien wirklich unglaublich wirkungsvoll
sein können und Sonnenaufgänge ebenso.
Zeremonien und Rituale im Alltag
Die Geschwindigkeit, mit der die Welt sich dreht, scheint immer schneller zu werden.
Die Menschen hetzen durch den Alltag und zerhacken Ihre Zeit in immer kleinere Stückchen.
Jeder Augenblick will ausgenutzt werden und mit etwas (in unseren Augen) sinnvollem gefüllt sein.
Wichtiges wird im Vorbeigehen abgehakt, es bleibt keine Zeit für Muße.
„Von der Muße geküsst“ heißt es, was sich für mich nach einem guten Geist anhört,
welchen wir mit unserer Ignoranz aussperren.
Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man in Deutschland wegen Müßiggang bestraft werden.
Obwohl viele gute Gedanken, Werke und Ideen, genau dann, in der Ruhe, über uns kommen.
Wie heißt es doch, wenn man nicht weiter kommt: „nun schlaf doch erst mal eine Nacht darüber“.
Und tatsächlich hilft es, wenn man scheinbar eine Blockade im Kopf hat, darüber zu schlafen.
Denn danach sieht wirklich alles ganz anders aus und Lösungen kommen beim Erwachen.
Bei meinen Behandlungen habe ich nicht selten mit Klienten zu tun,
die ein einschneidendes Erlebnis aus der Bahn geworfen hat.
Dann heißt es z.B.: „Ich und meine Frau haben uns vor fünf Jahren scheiden lassen,
da bin ich aber drüber weg“.
Wenn ich dann meine Reise mache und die Geister frage, bekomme ich oft die Botschaft,
dass die besagte Trennung sehr wohl Spuren hinterlassen hat, welche dem Klienten heute zusetzen.
Dann bekommt der Hilfesuchende, neben der schamanischen Behandlung, meist noch Hausaufgaben,
in Form von einem kleinen Ritual.
Da sollte der Klient z.B. ein Bild seiner Frau nehmen, dieses mittels eines Bindfadens
mit der eigenen Körpermitte verbinden und rituell durchschneiden.
Durch diese Erlebnisse wurden mir noch weitere Seiten, der den Zeremonien und Ritualen innewohnende Kraft bewusst.
Sie haben die Fähigkeit etwas ins Bewusstsein zu holen und uns, als ganzes, und dem
Universum etwas bekannt zu machen.
Wir machen das heute noch, allerdings meist nur bei Geburt, Hochzeit und Tod.
Zeremonien und Rituale machen aber bei weit mehr Gelegenheiten Sinn.
Jeder Neubeginn, Übergang und Abschluss sollten, meiner Ansicht nach, rituell begangen werden.
Wenn ich Umziehe, gehe ich ein letztes mal in die alte Wohnung, lasse dort erlebtes Revue passieren,
lasse vielleicht ein kleines Abschiedsgeschenk da, sage Danke oder auch nicht und gehe.
Ich könnte auch meine Körpermitte, mit einem Bindfaden, mit der Wohnungstür verbinden und durchtrennen, oder Ähnliches.
Die Intension, die gesprochenen Worte und die dazugehörenden Handlungen haben etwas Schöpferisches und ermöglichen uns den, nun beginnenden neuen Lebensabschnitt, zu erschaffen. Wie bei allen Zeremonien und Riten, sind sie am Kraftvollsten, wenn Sie direkt aus unserem Herzen kommen.
Egal ob wir uns verhaspeln, lauter Unsinn reden oder dauernd ins stocken geraten.
Auswendig gelernte Sprüche und Rezitationen bringen uns direkt zu unserem Verstand und
der hat bei derlei Arbeiten nicht viel zu suchen.
Die neue Wohnung könnte ich begrüßen, Ihr sagen weshalb wir nun einige Zeit zusammen sein werden und
vielleicht auch Ihr ein Begrüßungsgeschenk mitbringen.
Es muss gar nicht viel sein.
Alleine, dass wir die entsprechende Intension haben und ein paar herzliche Worte sprechen,
reicht aus um es allen mitzuteilen und es in unserer Gesamtheit aufzunehmen.
Erinnern wir uns, im Schamanismus ist alles was ist lebendig.